Umziehen

„Wir suchen momentan eine Wohnung für Kristina in Berlin.“

Mitleidige Blicke werden mir entgegengeworfen von Menschen, die ihr Hass-Liebe-Emotionskonflikt zu dieser Stadt verlauten. Die mich zu meinem Schritt ermutigen, mit dem gleichzeitigen Bewusstsein darüber, dass gerade die vielen Zugezogenen den Wohnungsmarkt zum Überlaufen bringen.

Ich stach heute versehentlich in einen Ameisenhaufen und in die Hauptstadt ziehen zu wollen, fühlt sich nicht weniger invasiv an. 

Ich reevaluiere meine Schnapsidee, stelle fest dass bei dieser Idee nie Schnaps im Spiel war. 

Ich brauche wohl einfach einen neuen Anstrich und entschied mich für Neonfarben.

Neonfarben wachsen in Berlin zuhauf, vielleicht falle ich hier nicht so sehr auf.

Ob ich keine Angst hätte in dieser Stadt unterzugehen, wurde ich häufiger gefragt. 

Ich schaue auf. Der Spaziergänger auf dem Gehweg neben mir wirft mir einen flüchtigen Blick zu. Vielleicht finde ich es ja ganz gut, ein wenig unterzugehen und in dieses Chaos einzutauchen. 

Dieser Text wurde im Sonnenschein vor dem Späti in Fhain geschrieben.

Ich finde jetzt ein Ende, denn es wird verdammt laut hier. Es ist Vatertag und neben mir hat sich soeben eine Gruppe Menschen mit einer fetten Boombox breit gemacht.